Die digitalen Technologien sind daran, unsere Lebens- und Arbeitswelten grundlegend zu verändern. Unter anderem tragen sie zu einer allmählichen Überlagerung und Veränderung der räumlichen Ordnungen bei, die unter den Voraussetzungen vorindustrieller und industrieller Wirtschaftsweisen entstanden sind: Städte und Verkehrsadern als Orte der arbeitsteiligen Produktion und des Handels standen bisher als Zentren den landwirtschaftlichen und extraktiven Peripherien gegenüber. Digitale Kommunikationstechnologien erlauben demgegenüber eine teilweise Loslösung von Arbeit, Arbeitsteilung und Handel von Orten der physischen Zusammenarbeit und des physischen Austausches. Arbeiter_innen in der digitalen Kreativindustrie aber auch IT-intensive Unternehmen können sich, vorausgesetzt die entsprechende Infrastruktur ist vorhanden, ausserhalb der Städte ansiedeln oder nomadisieren – an Orte wo sie die reizvolle Kombination eines ländlichen Lebensstils mit spitzentechnologischer Arbeit als eine neue Imagination älterer Ideologien von Autonomie und Freiheit, von Selbstrealisierung und Selbstdeterminierung inszenieren können. Die Standortunabhängigkeit der digitalen Industrien tritt dabei in ökonomische, politische und kulturelle Interaktion mit den "analogen", territorialen Wirtschafts- und Lebensweisen.
Die Alpen können jedoch auch als physischer Produktions- und Lagerungsort interessant sein. Zum einen für IT-Unternehmen, die sich mit dem Kryptomining beschäftigen, denn hierfür bieten die Alpen aufgrund der grossen Wasserkraftwerke und des kühlen Klimas ideale Voraussetzungen. Zum anderen dürften die zahlreich vorhandenen, ehemals militärisch genutzten Stollen für Unternehmen attraktiv sein, die sich der Lagerung und Sicherung von Daten verschrieben haben. Die digitale Transformation findet aus dieser Perspektive nicht nur am, sondern auch im Berg statt.