Als 2015 ein ganzes Löwenrudel (Panthera Leo) in Kenia vergiftet wurde, machte die Geschichte weltweit Schlagzeilen. Was im bekannten Maasai Mara Nationalpark stattfand, war bei weitem kein Einzelfall, denn Konflikte zwischen Löwen, anderen Wildtieren und Menschen sind frequent (siehe Gadd 2005; Hazzah et al. 2014). Unsere Forschung fokussiert deshalb auf eben jene Bereiche, wo solche Konflikte in dieser Frequenz unmittelbar auftreten, an der Schnittstelle in der Agro-Pastoralisten im täglichen Leben mit Prädation umgehen müssen. Dabei argumentieren Goldman, Roque de Pinho, and Perry (2013) auf Basis ethnographischer Daten aus Kenia und Tanzania, dass Projekte zur Mitigation von Mensch-Raubtier Konflikten betreffend Löwen, oft von Naturschutzexperten vereinfacht und die Probleme dabei entweder der Kategorie «Kultur» oder «Vergeltung» zugeschrieben würden. Die Autoren kritisieren die zurzeit angewendeten Methoden zur Verbesserung der Beziehungen zwischen der Lokalbevölkerung und Löwen, seien sie noch so progressiv. Hierbei konzentrieren sich die Forscher auf die Masai, da deren Weidegebiete und damit deren Allmende seit Kolonialzeit massiv an Landraub und Green-grabbing Prozessen leiden, was dazu führt, dass die heutigen Weidegebiete angrenzend an Naturschutzgebiete oder damit überlappend sind.
Unsere Forschung soll es deshalb zum Ziel haben, Probleme zu adressieren, in denen lokale Institutionen an von unten aufgebaute Regelwerke angepasst sind oder sich an solche anpassen können, da diese womöglich am besten an lokale Wissenssysteme gekoppelt sind und dadurch eine historisch gut fundierte Praxis im Umgang mit ihrer Umwelt, respektive «Mitwelt» aufweisen. Denn die Masai sehen Löwen in erster Linie nicht als Problem-Tiere, sondern als Teil ihrer Umwelt, wobei sie das Jagen als Schutzmassnahme ihrer Herde betrachten (Goldman, Roque de Pinho, and Perry 2013). Ohne Gesetze jedoch, die legales Jagen erlauben, wird das Problem besonders wichtig in Kontexten, in denen es um green- und commons-grabbing geht.
Die Forschung wird von Samuel Weissman durchgeführt.