Indien 2017

Das Institut für Sozialanthropologie der Universität Bern hat vom 8. Januar bis zum 1. Februar 2017 in Kooperation mit dem Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich eine Exkursion für Studierende nach Indien organisiert. Die Exkursion begann mit der Teilnahme an einer Winter School im nordostindischen Bundesstaat Assam. Die Winter School zum Thema „Reappraising the ‚Field‘ in Social Science Reasearch“ wurde von der Dibrugarh University und dem Tata Institute of Social Sciences organisiert. Wir haben im Rahmen der Winter School Tagesausflüge zu verschiedenen Fieldsites in und um Dibrugarh unternommen: wir sind zum Flussufer des Brahmaputra gefahren, wo wir mit Menschen gesprochen haben, deren Häuser aufgrund von Überschwemmungen zerstört wurden und die mit der Regierung um Hilfe bei der Wiederansiedlung ringen, wir haben zwei Teeplantagen besucht und uns einen Eindruck von der Teeproduktion in den Teefabriken sowie von dem Leben auf der Teeplantage verschafft, wir haben historische Stätten und ein buddhistisches Dorf besucht.

Abb. 1: Ausflug zu einer historischen Stätte
Abb. 1: Ausflug zu einer historischen Stätte

Neben den Tagesausflügen in den ländlichen Raum konnten wir an öffentlichen Vorträgen der Dibrugarh University teilnehmen, uns mit indischen Studierenden und Wissenschaftler_innen austauschen und unsere eigenen „Feld“-Erfahrungen am Runden Tisch mit den anderen Teilnehmenden diskutieren.

Abb. 2: Teilnehmende der Winter School
Abb. 2: Teilnehmende der Winter School

Im Anschluss an die Winter School ging es weiter mit dem Nachtzug in die Assamesische Hauptstadt Guwahati. Hier organisierte die internationale NGO ActionAid eine kritische Stadtführung für uns, bei der wir die Arbeit der NGO sowie einige Stadtviertel von Guwahati kennenlernten.

Abb.3: Besuch in einem Feuchtgebiet in Guwahati
Abb.3: Besuch in einem Feuchtgebiet in Guwahati

Besonders eindrücklich war die Begegnung mit einer Familie in einem Feuchtgebiet vom Guwahati, in dem die Wellblechhäuser auf Stelzen gebaut sind – sie haben uns alle zu einem Tee und einer Assamesischen Süssigkeit in ihr Haus eingeladen.

In Guwahati haben wir ausserdem Gerichtsverhandlungen im High Court mitverfolgt und erlebt, wie  Anwälte in Strafgerichtsverhandlungen in die Rolle der Angeklagten geschlüpft sind und wir haben das Urban Development Department der Assamesischen Regierung besucht und kamen mit der stellvertretenden Direktorin über Arbeitsabläufe, Regierungsstrukturen und Korruption ins Gespräch.

Im zweiten Teil der Exkursion sind wir fast 2000 Kilometer gen Westen nach Delhi geflogen. Die Studierenden hatten in Delhi Gelegenheit, Forschungsprojekte umzusetzen, die sie in den Vorbereitungskursen im Herbstsemester 2016 erarbeitet hatten und die von einigen Studierenden in Bachelor- oder Masterarbeiten weiterverfolgt werden. Es gab dabei sehr unterschiedliche Forschungsprojekte zu Strassenhändlern, Fitnessstudios, Hindunationalismus, buddhistischen Nonnen, männlichem Feminismus, Mikrokreditprogrammen sowie zu Schizophrenie und Psychiatrie. Die ersten Ergebnisse der Forschungsprojekte wurden von den Studierenden bei dem Abschlussworkshop an der Jawaharlal Nehru University in Delhi vorgestellt.

 

Ein Bericht von Anna-Lena Wolf