Archive sind geordnete Sammlungen von Dokumenten und Objekten und dienen als Speicher von Wissen und Wirklichkeit. Gleichzeitig sind es machtvolle und umkämpfte Institutionen für die Deutung von sozialer Ordnung, Geschichte und Transformation. Im Kontext von kolonialer Herrschaft, von Rassismus oder von Migrationsregimen zeigt sich etwa, wie sich Herrschaftsverhältnisse in der Produktion und Archivierung von Dokumenten niederschlagen und dadurch auch gesellschaftlicher Amnesie Vorschub leisten können.
Archive müssen aber nicht nur als (institutionalisierte) Sammlungen von Texten verstanden werden. Landschaften, städtische Ökologien, orale Traditionen oder Versammlungen sind auch Speicher von Gegenwissen und wenig bekannter Geschichten. Der Fokus auf solche sublime, materielle, moralische, affektive und ästhetische Archive erfordert jedoch neue Zugangsweisen, die ethnographische, künstlerische oder aktivistische Formen der Wissensproduktion verbinden.
Das Public Anthropology Lab widmet sich im HS22 und im FS23 mit lokalen Partner*innen und Akteur*innen der Frage, wie alternative Archive geschaffen und erforscht werden können, um alternative Wirklichkeiten und Erinnerungen öffentlich zu verhandeln.