Was ist das Public Anthropology Lab?

Das Public Anthropology Lab (PAL) ist ein Pilotprojekt, das seit 2022 neue Ansätze zur Analyse und Gestaltung kritischer öffentlicher Räume entwickelt und erforscht. Dazu setzt PAL im Austausch mit anderen Formen der Wissensproduktion (Kunst, Aktivismus, Journalismus, etc.) öffentliche Austausch- und Vermittlungsformate um. In einer Werkstatt arbeiten Studierende (ab dem 5. Semester) an der Umsetzung des Programms mit und erlernen dabei Grundlagen zu Theorie und Praxis.

Wissenschaftskommunikation im klassischen Sinne zielt darauf ab, akademisches Wissen öffentlich zu vermitteln. Die Verbindungen von anthropologischer Forschung und Öffentlichkeit sind jedoch vielfältiger, wie die Tradition des Faches als engagierte Wissenschaft und die jüngere Debatte um Public Anthropology zeigen (Eriksen 2006, Fassin 2017, DFG 2020). Sowohl in der Feldforschung, in der Datenanalyse, bei der Publikation, in der Vermittlung als auch bezüglich der institutionellen Verortung des Fachs, befindet sich anthropologische Praxis stets im Austausch mit der Öffentlichkeit. Das Public Anthro Lab analysiert und reflektiert die vielfältigen Verbindungen der Sozialanthropologie mit der Öffentlichkeit, lanciert aktuelle thematische Debatten und entwickelt Methoden für die Umsetzung und Vermittlung dieser Prozesse.

Der Ansatz besteht dabei in der kollaborativen, ethnografischen Praxis „on the ground“: Das Public Anthropology Lab schafft zusammen mit Anthropolog*innen, Kulturschaffenden, Aktivist*innen und Communities öffentliche Räume und Prozesse – in denen aktuelle Herausforderungen anhand des Wissens aus unterschiedlichen Feldern verhandelt werden. Gemäss der ethnografischen Herangehensweise sind Öffentlichkeiten keine abstrakte, homogene oder lediglich mediale Räume. Stattdessen werden sie als vielschichtige, umkämpfte, politische und kulturelle Sphären konzipiert, in denen Akteure um (Be-)Deutung, Ressourcen und Identitäten kämpfen und verhandeln. PAL schaltet sich gezielt in diese öffentlichen Räume und Debatten ein, analysiert diese, zeigt Widersprüche auf, öffnet den Blick auf wenig bekannte und marginalisierte Perspektiven und ermöglicht es, laufende gesellschaftliche Veränderungen zu reflektieren.

Der thematische Schwerpunkt liegt dabei auf den Fragen der Transformation der postmigrantischen und postkolonialen Gesellschaft sowie deren Herausforderungen im Kontext globaler Ökonomien, Politiken und Ökologien. Wie kann ein Zusammenleben im Kontext von Heterogenität, Ungleichheit und fehlender Zukunftssicherheit aussehen? Welche Ressourcen von Kritik und Solidarität existieren bereits in der Gesellschaft und wie können neue Wege beschritten werden? Wie kann die Sozialanthropologie zur Verhandlung der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen beitragen? Welche Methoden und Kollaborationen sind dazu nötig?

 

Leitung: Prof. Stefan Leins, Prof. Sabine Strasser, Dr. Rohit Jain

Kontakt: Dr. Rohit Jain, rohit.jain@unibe.ch

Mitwirkende: Nimal Bourloud (HS23), Livia Schambron (FS24/ HS24)