Piräus, die Entstehung eines Containerumschlaghafens: Gebilde lokaler und globaler Beziehungen des Kapitalismus
Linda Charlotte Gubler Soto Astudillo, M.A.
Die Seeverkehrswirtschaft, dank ihren tiefen Transportkosten, die durch den Container und den damit eingeführten Skaleneffekt möglich geworden sind, ist das Rückgrat des globalisierten Kapitalismus. Im Netzwerk der „Meeresautobahnen“, wo immer grösser werdende Containerschiffe 80% der weltweit verarbeiteten Güter transportieren, spielen die sogenannten „hubs“, das heißt Häfen, die über die nötige Wassertiefe, Infrastruktur und Transportverbindungen verfügen, eine zentrale Rolle. In ihrem Dissertationsprojekt befasst sich Linda Gubler (Master in Sozialwissenschaften, Universität Lausanne) damit, wie ein solcher „hub“ am Piräus Hafen in Entstehung kommt, in einem Griechenland, wo gleichzeitig tiefgreifende Umstrukturierungen der Wirtschaft und des Staates im Gange sind. Anhand einer Ethnographie der Entscheidungsprozesse und deren Umsetzung durch die verschiedenen involvierten Akteure (staatliche, private und transnationale), soll erforscht werden, wie Dynamiken des globalisierten und neoliberalen Kapitalismus konkret „am Boden“ Form annehmen, namentlich in Bezug auf soziale Machtbeziehungen. So will diese Anthropologie der Hafenwirtschaft dazu beitragen, konkrete Praktiken von Behörden, Firmen und internationalen Organisationen in einem breiteren Kontext von sozialen Prozessen bezüglich Wirtschaft und Staat zu verstehen.