Tobias Haller ist seit 2014 ausserordentlicher Professor für Sozialanthropologie an der Universität Bern, nachdem er von 2009 bis 2014 als Assistenzprofessor am Institut für Sozialanthropologie tätig war. Vor seinem Ruf nach Bern leitete er als Direktor das Swiss Network for International Studies (SNIS) in Genf und war Projektleiter im NCCR „North-South“ (2002-2008). Er studierte Ethnologie, Geographie und Soziologie an der Universität Zürich, wo er 2001 sein Doktorat zum Thema Umweltanpassungen bei bäuerlichen Gruppen im Norden Kameruns (Mandara Berge) abschloss. Danach war er Assistent am Institut für Ethnologie in Zürich und führte von 2003-2005 eine vom Nationalfonds finanzierte Forschung über den institutionellen Wandel im Management von Kollektivressourcen (common pool resources) in den Kafue Flats, Sambia, durch. Er habilitierte 2007 in Zürich und publizierte seine zweite Forschung 2013 bei Lexington/(USA).
Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Bereich des nachhaltigen lokalen Resourcenmanagements, insbesondere bezogen auf sogenannte Kollektivgüter (commons), aber ebenfalls betreffend Naturschutzgebieten und Grossinvestitionen im Agrarbereich (sogenanntes “Land Grabbing”). Ebenso beschäftigt er sich mit den Aktivitäten von Erdöl- und Minenkonzernen und den damit verbundenen Umwelt- und Menschenrechtsproblemen. Theoretisch verfolgt er einen Ansatz des Neuen Institutionalismus in der Sozialanthropologie in Kombination mit Ansätzen der politischen Ökologie. Dabei interessiert ihn, wie Akteure mit unterschiedlicher Verhandlungsmacht ideologisch Legitimation herstellen und Regelwerken auswählen (institution shopping), transformieren oder produzieren. Tobias Haller leitete diverse vergleichende Forschungsprojekte zu institutionellem Wandel in Flussfeuchtgebieten (floodplains) in Afrika (Disputing the Floodplains 2010), zu partizipativem Ressourcenmanagement in Schutzgebieten (People, Protected Areas and Global Change 2008), und zu Auswirkungen der Öl- und Bergbauindustrie (Fossil Fuels, Oil Companies and Indigenous Peoples 2007; The Open Cut 2015). Zur Zeit beschäftigt er sich mit Geschlechterbeziehungen in Regionen mit agrarischen Grossinvestitionen und mit partizipative Prozessen der Institutionengenese im Bereich nachhaltiger Nutzung (“constitutionality”).
Tobias Haller ist zuständig für die Bereiche Anthropolgie der Ökonomie (Produktion, Konsumption und Distribution), Ökologie (Soziale-Ökologische Systeme) und Politik (politische Organisationsformen, Machtbeziehungen, Legitimationsaspekte (Ideologie, Diskurse, Narrative). In allen drei Bereichen spielen Fragen der Ressourcennutzung und des Zugangs zu Ressourcen (Institutionen wie Eigentums- und Nutzungsrechte) eine grosse Rolle. Dabei werden auch Bezüge zu staatlichen und globalen Dynamiken hergestellt.
Tobias Haller war 2003 visiting scholar an der Indiana University USA (bei Elinor and Vincent Ostrom) und beim CALTec, Pasadena USA (bei Jean Ensminger) und hat an diversen Schweizer Universitäten in der Schweiz (ETH, Universitäten Zürich, Luzern, Basel) Vorlesungen gehalten. Er ist im Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Afrikastudien (SGAS) und im Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie (infoe CH). Mit dem Centre for Development and Environment (CDE) der Universität Bern verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit im BA und MA Nachhaltige Entwicklung und in diversen gemeinsamen inter- und transdiziplinären Projekten.
Tobias Haller betreut zur Zeit folgende Doktoranden:
Lisa Alvarado Grefa-Lüscher, Dorothee Baumann, Desirée Gmür, Selina Felber, Angelika Lätsch, Margaretha Schelbert-Bürgler, Samuel Weissman, Ariane Zangger
Research Regions
Africa (Camerun, Sambia, Mali, Tansania, Botswana)
Research Themes
- Africa (in comparison with Europe, Latin America, Asia)
- New Institutionalism and Political Ecology
- traditional resourse use
- common pool resourse
- management (pasture, fisheries, wildlife, water)
- resilience and substainable development
- environment and human rights problems (indigenous peoples)
- protected areas
- transnational corporations (oil, mining) and local people
- environmental perceptions
- Large-Scale Land Acquisitions („Land Grabbing“)
- Gender and Resource Management
- climate change
- bottom-up institution building processes (constitutionality)